Ausstellung ‚Organismus Bunker‘ im Kunstbunker des bochumerkünstlerbundes in Bochum 2022; ein Ausstellungsbeitrag »Spurensuche« mit Bildern von Felix Freier und Babette Sponheuer
Der 1941 fertiggestellte Bunker hat bis zum Ende des 2. Weltkrieges bis zu 3.200 Menschen Schutz und Sicherheit geboten. In der Gefahr des Krieges mussten sich die Menschen bei Angriffen zur Orientierung mit ihren Händen angstvoll an den Wänden entlangtasten. Geblieben sind Bilderinnerungen und latente Abdrücke der Hände auf den Wänden, die, wären sie noch sichtbar, dramatische Geschichten erzählen könnten.
Uns ging es bei »Spurensuche« darum, diese fiktiven Relikte an verschiedenen Stellen des Bunkers mit Methoden der künstlerischen Gestaltung, die an Methoden der historischen Rekonstruktion anknüpfen, sichtbar zu machen. Es ist wie in Zeiten der analogen Fotografie, als das auf Film belichtete (und damit vorhandene), aber noch nicht sichtbare latente Bild entwickelt und erst damit sichtbar gemacht wurde.
Felix Freier konstruiert und erzeugt in 8 Bildern (gezeigt wird hier eine Auswahl von 4) ein mögliches Déjà-vu für die Betrachter:innen, wie diese es wohl selbst erlebt hätten, wenn ihre eigenen Hände Halt an den rauhen Mauern der Bunkerwände gesucht hätten.
Die 8 Bilder (gezeigt wird hier eine Auswahl von 4) von Babette Sponheuer zeigen, wie jede Hand einen individuellen Abdruck, einem Fingerabdruck gleich, in der obersten Mauerschicht hinterlassen haben könnte.
Alles eine Imagination – mehr haben wir heute nicht mehr.
»Nichts dazu gelernt, I« und »Nichts dazu gelernt, II«, jeweils: Fotobild, 2022, 60×90 cm
Im April 2022 eröffnete der Bochumer Künstlerbund einen neue Galerieort in Bochum in einer Etage in einem Kriegsbunker mit einer Ausstellung „Vorgang auf“. Kurz zuvor hatte gerade der Krieg Russlands gegen die Ukraine begonnen. Durch die Medien gingen Bilder von getöteten Menschen auf den Straßen. Die ersten Bilder meiner Bilderserie ‚Nichts dazugelernt‘ entstanden unter diesem Eindruck.
Vor ca. 200 Jahren hatte der spanische Hofmaler Francisco de Goya (1746-1828) in seinem Alterswerk eine umfangreiche Reihe von sehr ungeschminkten Radierungen erstellt, die die Schrecken des damaligen brutalen Krieges zwischen Frankreich und Spanien darstellten: die ‚DESASTRES DE LA GUERRA‘ (die ‚Schrecken des Krieges‘). Diese Bilder waren mir bekannt. – Ich hatte aktuell über Kontakte zu IT-Experten Informationen über Arbeitsweisen mit Themen zur Gesichtserkennung mithilfe KI (künstlicher Intelligenz) gewonnen. Es sei heute durchaus keine Utopie, so hieß es, „aktuelle Kriegsgeschehnisse mit diesen technischen Methoden im Nachhinein zu analysieren, zu bewerten und ggf. nachträglich zu beurteilen und damit auch bis in sehr individuelle Bereiche zu sanktionieren“.
Die Bilderserie ‚Nichts dazu gelernt‘ vereinnamt die Skizzen Goyas und transformiert sie in ein aktuelles, grobes Pixelbild um und ergänzt dies durch fiktive Erkenntnisse von KI-Prozessen. Es ist ein Versuch, mit dem Entsetzen über die Schrecken eines Krieges künstlerisch/historisch umzugehen.
Ein Beitrag zu einer Ausstellung 2019 zum Thema »(Crashtest) Europa«. Diskutiert wurde im politischen Raum, inwieweit man die Eigenheiten der einzelnen europäischen Staaten zurückdrängen müsse, um eine vereinheitlichte, stabilere Gemeinschaft zu gewinnen. Gegenargument: Was geht da an Individualität einer Nation verloren? Ein künstlerisches Statement: ‚Der Himmel ist überall gleich‘. Die Installation zeigt den sehr ähnlichen Himmel über jedem einzelnen Land in Europa auf einem nicht sichtbaren Europakartenumriss (Island links oben, Portugal links unten usw.). Europa meint hier nicht die politische Europäische Union, sondern das gesamte geographische Europa.
»Die Mauer vorm Kopf«, eine Installation, die die Betrachter zwingt, das Bollwerk im Hirn wahrzunehmen, das die eigene kreative Kraft für innovative Veränderungen abbremst. Ein Beitrag zur Ausstellung ‚kritisch – politisch‘, 2019 in der Galerie 13 in Bochum.
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Die Skulptur »TROMEFEBAN« ist eine fiktiv schwebende futuristische Skulptur, die für eine Präsentation in einem geologischen Garten konzipiert wurde (in Zusammenarbeit mit Babette Sponheuer). Narrativ sollte der glänzende Tetraeder in dem Umfeld der geologischen Urzeit schwebend gelandet sein. Warum…?
Die Skulptur wurde später in einer Kunstausstellung gezeigt.
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